Zumindest zum Zeitpunkt des Schreibens dieses Textes hat Frau Holle die Welt in schönsten Schnee gehüllt. Vielleicht gibt es mancherorts sogar weiße Weihnachten.
Sie erinnern sich vielleicht an die Märchenfigur, die dafür verantwortlich ist, dass es in der Welt schneit. Andere Figuren, die in der Erzählung der Gebrüder Grimm noch eine wichtige Rolle spielen, sind die schöne und fleißige Goldmarie und ihre hässliche und faule Schwester. Die eine ist ein Stiefkind, das hart arbeiten und lange auf Anerkennung warten muss. Die andere wird von der Mutter verwöhnt und bevorzugt.
Am Ende aber wird die Fleißige mit Gold überschüttet. Die Faule aber geht als Pechmarie und Verliererin aus dem Abenteuer bei Frau Holle hervor, weil diese mit ihr nicht zufrieden ist.
Das Märchenerzählen zählt seit 2010 zum Weltkulturerbe und das Schöne an der lange überlieferten Erzählform ist, dass sie aus einer Zeit stammen, in der „das Wünschen noch geholfen hat“: Im Märchen gibt es ausgleichende Gerechtigkeit durch Bestrafung der Bösen und Anerkennung für die Guten.
Der Wunsch, wie eine Prinzessin oder ein Prinz gut versorgt zu werden geht, in Erfüllung, ebenso der Wunsch, durch die eigene Kraft und Leistung Einfluss auf den Lauf des Geschehens zu haben.
Digitale Auszeiten genießen
Vielleicht haben Sie in der Weihnachtszeit Lust, wieder einmal selbst nachzulesen, wie es der schönen Müllerstochter gelingt, Stroh zu Gold zu spinnen, und warum sich Rumpelstilzchen in der Mitte entzweireißt. Vielleicht macht es Ihnen sogar Spaß, jemandem vorzulesen?
Und vielleicht gibt es auch noch andere „analoge“ Aktivitäten, wie zum Beispiel Brett- oder Kartenspiele, die als gemeinsames Erlebnis Erwachsenen wie Kindern Spaß machen. Im besten Fall könnten Mobilgeräte in der Zeit sogar ausgeschaltet bleiben, ohne jemandem abzugehen
Gute Gespräche führen
Wir möchten Sie einladen, zu Weihnachten den Wünschen und Bedürfnissen viel Aufmerksamkeit zu schenken und Raum zu geben, ihren eigenen ebenso, wie jenen der Menschen in ihrer Umgebung. Das schlägt auch Marshall Rosenberg vor, der mit „gewaltfreier Kommunikation“ zur Lösung von Konflikten beitragen bzw. diese erst gar nicht entstehen lassen möchte: Sind unsere Bedürfnisse erfüllt, fühlen wir uns angeregt, bewegt, energiegeladen, dankbar, optimistisch, vertrauensvoll und zuversichtlich. Sind sie es nicht, reagieren wir verlegen oder gereizt, werden ungeduldig, oder auch traurig und wütend.
Marshall Rosenberg unterscheidet die Sprache des Wolfes von der Sprache der Giraffe: Giraffen haben nicht nur einen langen Hals und damit einen guten Überblick, sie haben auch das größte Herz aller Landtiere.
Ein kleiner Leitfaden für verbindende Kommunikation
„Giraffen“ drücken ehrlich aus, wie es ihnen geht. Sie hören zu, wie es anderen geht, ohne Beschuldigungen oder Kritik zu hören. Sie äußern ihre Wünsche, statt anzuklagen und zu nörgeln.
Sie trennen 1. Beobachtungen, „was ich sehe, was ich höre, was ich wahrnehme“ von
2. Gefühlen, welche die Beobachtungen auslösen: „Wenn ich das sehe, höre, wahrnehme, fühle ich mich …“ und erkennen ihre
3. Bedürfnisse hinter den Gefühlen und machen es so ihrem Gegenüber leichter, diesen entgegenzukommen, indem sie
4. konkrete, erfüllbare Bitten formulieren.
Aus einem verletzten und verletzenden „immer machst du, nie tust du, dir ist alles egal, und ich muss sowieso immer alles allein machen“ wird dann vielleicht ein „mir ist wichtig …, und ich fühle mich unwohl, wenn ich den Eindruck habe, allein dafür zuständig zu sein. Kannst du bitte …“.
Lassen Sie es sich gut gehen
In diesem Sinne achten Sie zu Weihnachten besonders gut auf Ihre Bedürfnisse, teilen Sie sich mit und hören Sie gut zu!
Nehmen Sie sich Zeit für Pläne, wie Sie Ihre Träume erfüllen, sowie für kreative und sinnstiftende Beschäftigungen. Schenken Sie Wertschätzung, Nähe, Gemeinschaft, Unterstützung und Vertrauen. Genießen Sie Freude und Lachen, Harmonie und Schönheit, gutes Essen und Wärme und was immer Ihnen und Ihrer Umgebung guttut.
Wir vom EAP-Institut wünschen Ihnen dabei gutes Gelingen und ein wunderbares Fest!
Literatur:
Märchen der Gebrüder Grimm, Bilder von Nikolaus Heidelbach, Beltz & Gelberg, Weinheim und Basel (1995).
Gerlinde Ruth Fritsch: Praktische Selbst-Empathie, Jungfermann Verlag, Paderborn (2012).
Marshall B. Rosenberg: Gewaltfreie Kommunikation, Jungfermann Verlag, Paderborn (2016).
Das könnte Sie auch interessieren …